Siehe auch: (PDF Download)
Herkunft braucht Zukunft – Rückblick der Direktorin Anita Hugi , im Juni 2021
Die Online-Edition der 56. Solothurner Filmtage war ein grosser Erfolg: In Form eines leben- digen Online-Festivals wurden im Januar 2021 insgesamt 211 Filme gezeigt, 33 Premieren von Schweizer Filmen gefeiert – ein Drittel mehr als im Vorjahr – und während der Festivalwoche rund 100 Filmgespräche, Diskussionen und Events live aus Solothurn gesendet. Das Credo war: wenn das Publikum wegen der Pandemie nicht nach Solothurn kommen kann, bringen wir die Solothurner Filmtage zum Publikum nach Hause.
Die neue Website der Solothurner Filmtage avancierte pandemiebedingt zum eigentlichen Austragungsort des Festivals, zur digitalen Piazza. Trotz Pandemie konnten wir so einen künstlerisch sehr starken Filmjahrgang umfassend zeigen – mit allen Sektionen und Preisen und Rahmenprogrammen.
Den für ein breites Publikum klar wahrnehm- baren Startschuss zur 56. Edition des Festivals bildete – mitten im zweiten Lockdown – die feierliche Eröffnung der Solothurner Filmtage zur Hauptsendezeit gleichzeitig auf den drei Landessendern SRF, RTS und RSI und in Anwesenheit von Bundespräsident Guy Parmelin live aus Solothurn.
Zum ersten Mal in der Festivalgeschichte eröffnete mit der Weltpremiere von «Atlas» zudem eine Tessiner Produktion die Werk- schau. Gleich im Anschluss öffnete der virtuelle Kinosaal auf unserer Website seine Tore und wir luden live aus dem Kino Canva zum ersten Filmgespräch des Festivals mit dem jungen Filmautor des Eröffnungsfilms, Niccolò Castelli und Kameramann Pietro Zürcher ein.
Das Konzept eines lebendigen Online-Festivals, das täglich 20 neue Filme und Filmprogramme sowie tagsüber 15 Filmgespräche und Live-Events lancierte, stiess beim Publikum, der Filmbranche, den privaten und öffentlichen Partnern und den Medien auf sehr gross- en Zuspruch. Die Medienpräsenz nahm weiter zu und alleine in der lateinischen Schweiz konnte die Aufmerksamkeit in den Medien um 56% gesteigert werden.
Zudem können wir das Jahr entgegen dem anfänglich mit einem Minus von CHF180’000 budgetierten Verlust ausgeglichen, respektive mit einem kleinen Erfolg von CHF 7’000 abschliessen – inklusive Solidaritätsbeitrag an die Filmproduktionen, an regionale Partner und mit weniger Aktivierungen als geplant, da wir dank eines namhaften Förderbeitrags die Herstellung unserer neuen Website, mit Online-Magazin und Archiv ein eigentliches Kompetenzzentrum zum Schweizer Film, bereits im laufenden Jahr bezahlten.
Als erstes Festival boten wir für das Online-Angebot der Filme eine Bezahlmöglichkeit an – mir war wichtig, der Gratis-Kultur vorzubeugen und andererseits mit den Eintritten in Solothurn auch Filmförderung für die Filme auszulösen, denn per Januar 2021 hat das BAK neu Succès Festival Suisse eingeführt, ein Fördersystem, das mit den erzielten bezahlten (Online-) Eintritten kommende Filme zusätzlich fördert. Dies zu ermöglichen, schien mir gerade nach monatelanger Kino-Schliessung für die Schweizer Filme eminent wichtig.
Es wurden rund 30’000 Online-Filmtickets zu CHF 10 gebucht. Mit der Eröffnung der 56. Solothurner Filmtage in den drei Landes- sendern wurden während des Festivals weitere rund 95’000 Zuschauer mit einem Schweizer Autorenfilm erreicht. Unseren Auftrag,
den Schweizer Film sichtbar zu machen, haben wir also auch in der Pandemie voll wahr- genommen – respektive im Vorjahresvergleich um das Doppelte übertroffen. Zusätzlich erzielten Schulvorstellungen weiteres Publikum und verzeichneten die Filmgespräche und Online-Events mehr als 12’000 Views, bildlich gesprochen, elf gefüllte Reithallen.
Unsere Website verzeichnete in der Festival- woche insgesamt 57’000 unterschiedliche Besucherinnen und Besucher (Unique Visitors), 90’000 Besuche sowie über 850’000 Page Views. Wir bauten die sozialen Medien aus und behielten gleichzeitig das Programmheft und die Plakatkampagne bei (zwischenzeitlich zu den «100 beste Plakate 20: Deutschland, Österreich, Schweiz» gekürt), um trotz Pandemie auch einen haptischen Zugriff zur Online-Edition zu ermöglichen.
Die Zahl der Akkreditierungen der Film- branche und Medien war fast gleich hoch wie bei einem regulären Filmfestival, was von einem überzeugenden Festival-Konzept auch für Branche und Presse zeugt. Das war mir besonders wichtig, weil ich die Solothurner Filmtage als pulsierendes Herz des Schweizer Filmschaffens verstehe. Aus diesem Grund wurde auch die neue Sektion «Im Atelier» und ein mit CHF 20’000 dotierter, neuer Preis ins Leben gerufen, der erstmals im Schweizer Film ein Langfilm-Debüt auszeichnet. Insgesamt wurden über 150’000 Franken Preisgelder verliehen. Und wir verzeichneten einen Triumph der Frauen: alle drei Hauptpreise gingen an Regisseurinnen.
Es war mir ebenfalls ein Anliegen, junge Filmschaffende willkommen zu heissen. Diesen «neuen Gesichtern des Schweizer Films» widmete sich die Arbeit des diesjährigen Gastfotografen Thomas Krempke, die während der Werkschau online publiziert wurde und Sie auf diesen Seiten entdecken. Unserem Publikum, der Branche, den öffentlichen und privaten Partnern ein starkes und attraktives Festival zu bieten auch trotz der Pandemie – ja, diese Krise auch als Chance nutzen, das war mein Credo.
Herkunft braucht Zukunft – mehr denn je!
Siehe auch: Gesamt-Jahresbericht der 56. Solothurner Filmtage 2021 (PDF Download) mit Fotografien von Thomas Krempke, Gastfotograf der 56. Solothurner Filmtage